Unsere Ovalbahn

Tagebuch eines Grundkurses für Kinder und Jugendliche

1. Tag

Aufgeregt und noch etwas schüchtern stehen zehn Kinder von ca. 8 bis 13 Jahren im Hof und verabschieden sich von ihren Eltern. Sabine schickt die Eltern nach Hause. Manche trennen sich nur schwer von den Kindern.

Seit Wochen fiebern sie dem Tag entgegen, an dem sie endlich auf den Reiterhof dürfen. Die Übernachtungskinder beziehen die Zimmer. Erste freundschaftliche Kontakte werden geknüpft.

Sabine stellt sich vor und mit ihr auch die Oma (Sabines Mutter, welche für die Kinder kocht) und die Praktikantin. Alle sind total nett und schon sind die Kinder gar nicht mehr so schüchtern. Die Kinder stellen sich vor und erzählen von sich.

Pferde kennen lernen

Und nun geht es zu den Pferden. Sabine stellt die Pferde vor. Sie sind total süß. Wir entdecken Besonderheiten und schon haben viele ihr Lieblingspferd ausgesucht. Am liebsten würden viele (z. B. die 10-jährige Anna) gleich aufspringen und üben. Andere trauen sich noch gar nicht hin zu den Pferden, z. B. der 8-jährige Luis.

Seit Wochen haben sich die Kinder auf den großen Tag gefreut. Alle reden durcheinander und wollen etwas erleben. Die Anspannung steigt, sie toben miteinander und sind voller Vorfreude.

Wenn Sabine jetzt alle Kinder reiten ließe, würden die Pferde bei so viel aufgeregten Kindern sehr angespannt und schreckhaft sein.

Sabine und Susanne (Praktikantin) haben viel zu tun, um die wilde Kinderhorde zu bändigen. Erst mal lernen die Kinder Pferdeknoten, Aufhalftern und „Wie hole ich mein Pferd aus der Herde?“ Puh, der Pferdeknoten ist gar nicht so leicht und das Halfter verwickelt sich ständig. Dann sollen die Kinder auch noch langsam, ruhig und von der Seite auf das Pferd zugehen.

Sabine und Susanne unterstützen die Kinder. Anna geht erst zu schnell zum Pferd und schon geht es weg. Danach bewegt sich Anna langsamer. Immer zwei Kinder teilen sich ihr Lieblingspferd oder Pony.

Putzen, Liegen auf dem Pferd

Sabine zeigt den Kindern, wie ein Pferd geputzt wird und erklärt alle Bürsten. Wenn sich das Pferd beim Striegeln wohl fühlt, wird es ganz ruhig und entspannt und geht zufrieden in die Reitstunde. Der schüchterne Luis hat sich ein sanftes Pony, den ‚Wickie’, ausgesucht, welches ihn freundlich beschnuppert. Susanne bleibt bei Luis und gibt ihm zusätzliche Sicherheit und unterstützt den zarten Kontakt. Vorsichtig striegelt Luis, aber immer noch mit einem Sicherheitsabstand. Die lebhafte Anna hat sich ‚Bella’ ausgesucht. Bella ist etwas zickig. Sie ist nur zufrieden, wenn Anna ganz bei der Sache ist (ansonsten schnappt sie) und langsam und mit dem passenden Druck striegelt.

Uff, dabei muss sie sich ganz schön am Riemen reißen. Aber Anna wird belohnt, Bella wird immer zufriedener und Anna freut sich und schmust gleich mit ihr.

Danach dürfen sich noch alle Kinder auf den blanken Pferderücken setzen und legen. Stolz sitzt Luis auf Wickie. Er wagt es noch nicht gleich, sich hinzulegen. Aber er spürt seine Atmung und wir lassen uns Zeit und dann legt er sich doch nach vorne auf den Pferdehals und kuschelt mit Wickie. Luis entwickelt langsam Vertrauen.

Der kleine Treibauf Anna legt sich auf Bella gleich nach hinten, entspannt sich und wird so ruhig, dass sie fast einschläft.

Dann füttern wir noch die Pferde. Alle Kinder sind jetzt auch sehr hungrig geworden und gehen frisch gestärkt mit mehr Mut, Vertrauen und Ruhe als am Morgen, zum Mittagessen.

Die Oma hat ein leckeres Mittagessen mit Spaghetti und Tomatensoße und einem bunten Salat gekocht.

In der Mittagspause toben sich die Kinder im Hof aus.

Halftern, Hufe auskratzen, Führen

Am Nachmittag erklärt Sabine den Kindern, wie sie das Halfter der Pferde über den Hals stülpen, um dann das Gesicht mit einer Schmusebürste zu putzen. Die Pferde und Ponys senken zufrieden die Köpfe und kauen und schließen halb die Augen, weil es ihnen so gut gefällt.

Luis lehnt sich an Wickie an, umarmt ihn, streichelt und schmust mit ihm. Er strahlt über das ganze Gesicht.

Nun geht es ans Hufe Hochheben und Auskratzen. Sabine erklärt genau, wie es geht:

Mit klarer Absicht den Huf an der richtigen Stelle berühren und bestimmend hochheben, festhalten und an den richtigen Stellen gründlich auskratzen. Uff, das ist ganz schön schwierig. Dabei müssen sich die Kinder bei manchen Pferden richtig durchsetzen. Am ersten Tag brauchen die Kinder dazu noch sehr viel Hilfe. Aber es macht riesig viel Spaß und ist bei den Kindern total beliebt.

Danach dürfen die Kinder reiten. Sie werden auf dem blanken Pferderücken geführt. Alle machen die Erfahrung, locker die Balance zu halten auf dem Pferd ohne Sattel.

Den Kindern werden verschiedene Übungen angeboten, je nachdem, welche ihr Gleichgewicht verbessert. Anna setzt sich dann auch gleich rücklings auf Bella.

Danach lernen die Kinder alleine ihr Pony bzw. Pferd zu führen. Sabine erklärt ihnen ganz genau, mit welchen Signalen und mit welcher Körpersprache die Pferde die Kinder verstehen und ihnen folgen. Die Kinder führen die Pferde durch ein Stangenlabyrinth, durch den Flattervorhang, die Plane und um Pylonen herum. Sie sind sehr stolz, weil so große Tiere ihnen auf feinste Signale, ganz ohne Kraft, folgen. Auch Luis führt ganz alleine Wickie.

Anna darf auch mit Bella an der Hand traben. Als Anna dabei aber grundlos am Strick zieht, ist Bella grantig und schnappt nach Anna. Anna ist danach achtsamer und lässt den Strick durchhängen. Daraufhin klappt es und Bella trabt zufrieden neben der rennenden Anna her.

2. Tag

Zügelführung

Heute lernen wir die Zügelführung, um das Pferd durch den Parcour mit Labyrinth, Pylonen, Flattervorhang und Plane führen.

Puh, das ist erst mal für die Kinder ganz schön mühsam zu lernen, wie nehme ich die Zügel auf, wie leite ich eine Wendung ein und wie greife ich die Zügel nach? Und wie bringe ich mein Pferd zum Halten? Es funktioniert nicht durch Ziehen am Zügel. Gleichzeitig zum Signal am Zügel sollen die Kinder für die Wendung eine Gewichtshilfe, eine Drehung mit dem Körper durchführen.

Danach geht es ans Reiten. Oh, die Mühe hat sich gelohnt. Alle Pferde lassen sich nach anfänglichen Schwierigkeiten durch den Parcour lenken.

Anna freut sich, weil sich Bella nur auf eine Körperdrehung von ihr und einem leichten Öffnen des Zügels zur Seite in jede Richtung lenken lässt, wenn sie sich noch dabei ganz auf ihre Aufgabe konzentriert.

Bei Luis läuft noch ein anderes Kind mit nebenher, während er selber Wickie dirigiert. So hat jedes Kind seinen ganz persönlichen Erfolg.

3. Tag

Die Kinder lernen die Eigenarten der Pferde immer besser kennen. Bella hat ein paar kitzlige Körperstellen, Wickie geht schon von selbst auf Luis zu, Lucy hält gerne Abstand, Olaf untersucht vieles mit den Lippen. Die Kinder verstehen die Körpersprache der Pferde immer besser.

Anna putzt Bella einfühlsam an den kitzligen Körperstellen, Bella fühlt sich wohl.

Mittlerweile haben die Kinder schon herausgefunden, an welcher Stelle die Ponys am liebsten gestreichelt werden.

Bei den Tätigkeiten werden sie immer selbstständiger, sie helfen sich auch gegenseitig und Sabine und Susanne müssen immer weniger Hilfestellung geben. Aber sie sind immer dabei und unterstützen die Kinder, sobald sie es brauchen. Sie helfen ihnen dabei, immer selbstständiger zu werden. Auch das Hufe auskratzen klappt schon viel besser…………..

Sitzschulung für den Trab

Sabine zeigt den Kindern am Holzpferd den richtigen Sitz um zu traben. Und dann geht es los. Jeder weiß, wie es geht und will es ausprobieren. Anfangs ist es für Anna noch schwierig, den Rhythmus zu finden. Luis lässt sich ganz auf die Bewegung ein und findet schnell den richtigen Takt.

Ab jetzt wollen die Kinder nur noch schnell reiten und können nicht genug davon bekommen.

Lange nach der Reitstunde sprechen sie noch davon, wie der Trab auf ihrem Pferd war.

5. Tag

Mittlerweise können alle Kinder in der Ovalbahn freihändig traben. Sie haben ihren Bewegungsrhythmus dem Bewegungsrhythmus des Pferdes angepasst und einen zügelunabhängigen Sitz entwickelt.

Ritterspiel

Das ist der richtige Zeitpunkt für ein rasantes Ritterspiel. Jedes Kind bekommt ein Holzschwert und überlegt sich einen Ritternamen.

Dann schlagen die Kinder im Schritt und im Trab Pylonen mit dem Schwert von der Tonne. Um die Pylonen zu treffen, wächst Luis über sich selbst hinaus und wird immer mutiger. Luis macht es riesig viel Spaß, mal so richtig zuzuschlagen und er grinst über beide Backen. Oder die Kinder spießen Ringe mit den Holzschwertern auf. Gleichzeitig zu traben, zu zielen und zu treffen erfordert viel Geschick und Konzentration. Bei jedem Treffer jubeln und applaudieren die Zuschauer. Heute ist jeder ein Sieger.

Endlich galoppieren

Danach darf jeder, der will, galoppieren. Sabine erklärt genau, wie die Füße im Steigbügel sein müssen, den Entlastungssitz, das Angaloppieren und ermuntert noch so manchen.

Nach einem gelungenen Galopp ruft Nina laut aus: „Das ist wie im Himmel!“Am nächsten Morgen erzählt sie strahlend beim Frühstücken, dass sie von galoppierenden Pferden mit wehenden Mähnen geträumt hat.

6. Tag

Ausritt

Heute ist ein Ausritt geplant. Alle sind gespannt. Katharina wird geführt und andere Kinder reiten selbstständig mit Zügel mit. Manchmal ist es gar nicht so leicht, die Ponys vom Fressen abzuhalten.

Aber für alle ist es ein toller Ausritt. Auf dem Pferderücken sieht die Landschaft viel schöner aus und es macht auch Spaß, Hügel rauf und runter zu reiten.

Nach dem Mittagessen kommen die Eltern und schließen ihre Kinder in die Arme. Die Kinder zeigen den Eltern die Pferde und erzählen stolz von ihren Erlebnissen. Sie haben Adressen ausgetauscht und wollen alle gemeinsam wieder kommen.

Beispiel für einen Tagesablauf

ab 7.30 Uhr

Frühstück

ab 8.30 Uhr

Gemeinsame Stallarbeit

ab 9.30 Uhr

Pause

9.45 Uhr bis 10.15 Uhr

Theoretischer Unterricht

10.15 Uhr bis 11.00 Uhr

Pferdepflege

11.00 Uhr bis 13.00 Uhr

Reiten in zwei Gruppen

 

Mittagessen + Pause

14.30 Uhr bis 15.00 Uhr

Theoretischer Unterricht

15.00 Uhr bis 15.45 Uhr

Pferdepflege

15.45 Uhr bis 17.45 Uhr

Reiten in zwei Gruppen

17.45 Uhr bis 18.00 Uhr

Gemeinsames Pferde füttern

18.30 Uhr

Abendessen

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